Fasziendistorsionsmodell

Was sind Faszien?

Gerade in den letzten Jahren hat das Wort "Faszien" die Aufmerksamkeit von zahlreichen Leuten geweckt. Faszien bilden in unserem Körper ein fast alles durchdringendes und umhüllendes Netzwerk. Dieses bindegewebige Spinnennetz, welches den ganzen Körper nahtlos durchdringt, stellt eine mechanische Verbindung aller Strukturen in einer gewissen Art und Weise dar. Es zeigt ferner die embryologische Zusammengehörigkeit des Körpers auf, dass sich in der Entstehung eines Menschen alles aus einem kleinen Ganzen bildet.

Die Faszien verändern je nach ihrer Lokalisation ihre Dicke und Form, verlieren jedoch nie ihre Verbundenheit zum Nachbargewebe und bilden dementsprechend ein sog. fortlaufendes Kontinuum. Neben zahlreichen anderen Funktionen sind sie sowohl für die Form und Festigkeit des Gewebes als auch für die Mobilität zuständig. Es gibt eine Reihe von Faktoren, welche dieses sensible Gewebe an nahezu allen Stellen im Körper irritieren und schädigen können.

Folge von Schädigungen können Schmerzen jeglicher Art, Bewegungseinschränkungen, Missempfindungen oder auch Koordinationsstörungen sein.

 

Was ist das Fasziendistorsionsmodell?

Es handelt sich um eine manuelle Therapieform, die der amerikanische Arzt Dr. Stephen Typaldos in den 90er Jahren entwickelte. Er hatte als Osteopath und Notfallmediziner bei vielen Patienten ähnliche Schmerzmuster in seinen Untersuchungen entdeckt und entwickelte daraufhin ein Konzept, welches sechs grundlegend verschiedene Distorsionsmuster beschreibt. Diese Fasziendistorsionen können sich an nahezu jeder Stelle im Körper festsetzen und Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Missempfindungen oder Koordinationsstörungen verursachen. Manche Distorsionen treten allerdings vor allem im Weichteilbereich auf, andere wiederum an Bändern oder Knochen. Bei seiner Untersuchung achtet der Osteopath auf die Aussagen und Körpergestiken, die ein Patient bei der Beschreibung seiner Beschwerden macht. Anhand dieser Merkmale tastet er sich an die Probleme heran und bearbeitet diese mit den passenden manuellen Maßnahmen.

 

Wann findet das Fasziendistorsionsmodell Anwendung?

Aus meiner persönlichen Erfahrung wirkt es hervorragend bei akuten Verletzungen, da hierbei direkt die Strukturen vor Ort verletzt worden sind und man somit weiß, dass der Schmerz primär nicht von einer ganz anderen Stelle projiziert wird. Ebenso lassen sich Ruhigstellungen nach Operationen oder nach konservativen Behandlungen sehr gut mit dieser Behandlungsmethode auf schnelle Weise therapieren. Vernarbungen und chronische Schmerzen, bei denen der Ursprung auf eine Verletzung zurückgeht, können auch mit dieser Behandlungsmethode bearbeitet werden, jedoch ist die Zahl der benötigten Sitzungen dabei meist etwas länger. Völlig unerklärliche Schmerzen sind aufgrund von Erfahrungswerten meist osteopathisch besser zu behandeln, da eine Vielzahl von Beschwerden oft einem anderen Bereich zuzuordnen ist und der Schmerzpunkt in vielen Fällen nicht die ursächliche Quelle für die aufgetretenen Schmerzen ist.

Gewiße Handgriffe die ein Patient bei der Beschreibung seiner Schmerzen zeigt, symbolisieren dem Therapeuten mitunter die Art der Läsion und sind somit für die Diagnose wichtig.